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Drillingsraum: Lassen wir die Philosophie und Theorie erstmal hinter uns und widmen wir uns noch ein wenig den alltäglicheren Dingen wie dem Leben hier am MPA. Die meisten Doktoranden hier promovieren im Rahmen der International Max Planck Research School, kurz IMPRS. Wodurch zeichnet sich dieses Programm aus und welche Studenten sollten es in Anspruch nehmen? Prof. Dr. Simon White: Die Anzahl der Studenten in den Instituten, die an diesem Programm teilnehmen, ist um das zwei- bis dreifache angestiegen, und die Studentengemeinde ist sehr viel internationaler geworden. Der Anteil nicht-deutscher Studenten hat stark zugenommen. Das Programm hat auch Dinge vereinheitlicht: Wenn man eine große Anzahl von Studenten hat, muss man einheitliche Standards einführen. Diese müssen regeln, wie mit den Leuten umgegangen wird, wie ihr Fortschritt beobachtet wird und welche Kurse sie besuchen müssen. IMPRS setzt also Regeln auf und sorgt dafür, dass jeder die bestmöglichen Erfahrungen mit der |
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Gruppen gab. Kurz gesagt: Durch IMPRS werden Dinge angeglichen. In der Praxis verbindet dieses Programm die Institute besser mit der internationalen Forschung, da die Studenten natürlich irgendwann graduieren und im Anschluss daran oft Postdoc-Stellen oder andere Positionen in ihren Heimatländern annehmen. Hierdurch bekommt man internationale Verbindungen zu Forschungseinrichtungen. Große Forschungsprojekte sind immer international, weswegen solche länderübergreifenden Beziehungen sehr wichtig sind. Ich denke das ist genau das, was die Spitzenforschung vorantreibt. Drillingsraum: Hier in Garching gibt es das Max Planck Institut für Astrophysik, das Max Planck Institut für Extraterrestrische Physik, die Europäische Südsternwarte sowie das Universe Cluster Building. Wie stark wird diese hohe Dichte an astrophysikalischen Einrichtungen von den jeweiligen Wissenschaftlern für den fachlichen Austausch genutzt? Prof. Dr. Simon White: Zwischen all diesen Institutionen gibt es Gemeinschaftsprojekte, dennoch ist jede von ihnen groß genug, um eine eigene Dynamik zu besitzen. Wenn einzelne Institute zu groß werden neigen sie dazu, sich in Gruppen aufzugliedern. Es bedarf immer einiger Anstrengungen um Kollaborationen zu bekommen, die sich auf größeren Skalen abspielen als auf der einer natürlichen Kollaborationseinheit. Einrichtungen wie IMPRS helfen dabei: Obwohl alle Studenten nur einem einzelnen Institut angehören, treffen sie sich in den verschiedenen Einrichtungen um über ihre Projekte zu sprechen, über ihre Betreuer zu lästern, gemeinsame Ausflüge zu planen und was sonst noch alles. Sprich: Das fördert die Interaktion. Am Ende müssen die Leute kooperieren wollen. Sie müssen mit den anderen Instituten in Kontakt treten, weil die dortigen Forschungsgruppen möglicherweise Lösungsansätze für Fragestellungen haben, in denen sie selbst interessiert sind. Auf diese Weise entstehen die Kollaborationen dann von ganz alleine. Drillingsraum: Sie haben an vielen Forschungseinrichtungen in vielen verschiedenen Ländern gearbeitet. Wie ordnen Sie Garching als Forschungsstandort für die Astrophysik ein? Prof. Dr. Simon White: Oh, es ist der beste der Welt. Drillingsraum: Drehen wir die Uhr mal ein paar Jahre zurück. Bis in die Zeit, in der Sie selbst noch vor der Promotion standen. Hatten Sie während Ihres Studiums schon konkrete Interessensgebiete im Bereich der Astrophysik? Prof. Dr. Simon White: Nein, als Student war ich in angewandter Mathematik interessiert. Dieses Fach nimmt man durch, wenn man in Großbritannien Physik studiert. Drillingsraum: Gab es ein Ereignis, das Sie dann dazu gebracht hat zu sagen: „Jetzt werde ich Astrophysiker“? Prof. Dr. Simon White: Ja, zu der Zeit als ich zur Graduiertenschule ging. Besonders interessiert war ich in den Bereichen Plasmaphysik, statistische Physik und Fluiddynamik. Dadurch hatte ich in Cambridge zwei Möglichkeiten: Eine davon war, theoretische Strömungsmechanik, Aerodynamik und solche Sachen zu machen. Die Studenten dieses Fachbereichs waren in einem Gebäude in Zentrum von Cambridge untergebracht, in Kellerbüros ohne Fenster. Die andere Option war Astrophysik. Das astrophysikalische Institut stand außerhalb der Stadt und war ein Gebäude mit vielen Fenstern. Um die Straßen standen Bäume und liefen Kühe. Deswegen habe ich gedacht, dass die Option mit der Astrophysik ein bisschen besser aussieht. (lacht) Drillingsraum: Welchen Ratschlag würden Sie einem Studenten mitgeben, der eine Forschungslaufbahn in der Astrophysik anstrebt? Prof. Dr. Simon White: Ich denke man sollte seinen Interessen folgen. Drillingsraum: Wie sieht Ihr aktuelles Arbeitsfeld jenseits der Millennium-Simulationen aus? Ich bin nach wie vor an Galaxienstrukturen interessiert und würde gerne verstehen, was Dunkle Materie ist. Ich habe mein Leben damit verbracht, daran zu arbeiten. Aber bis heute haben wir es nicht wirklich geschafft, der Lösung näher zu kommen. Ich denke, dass man sie auf einem anderen Weg als dem des Untersuchens ihrer gravitativen Effekte nachweisen muss um sicher zu gehen, dass die Dunkle Materie die korrekte Erklärung ist. Ich halte also nach anderen Möglichkeiten Ausschau, sie nachzuweisen und versuche ihre Eigenschaften |
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Drillingsraum: Stellen wir uns vor, Sie machen einen Trip durch die Wildnis. Weit und breit keine Straßen, keine Zivilisation, keine Lichter. Sie legen sich nachts unter freiem Himmel in Ihren Schlafsack, schauen nach oben und sehen einen fulminanten Sternenhimmel. Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf? Prof. Dr. Simon White: Möglicherweise, dass es sehr kalt ist (lacht). Und dann würde ich mir Sorgen darum machen, ob vielleicht ein Bär in der Nähe ist. Das ist mir mal im Yosemite-Nationalpark passiert: Ich bin aufgewacht und da saß ein Bär oben im Baum. Drillingsraum: Das war's. Vielen Dank für das Interview. Prof. Dr. Simon White: Das war großartig! |
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