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Drillingsraum: Am 16. Februar 1986 ging die Knoff-Hoff-Show zum ersten Mal auf Sendung. Wie entstand die Idee zu der Show?

Joachim Bublath: Gut, ich habe ja früher im Hessischen Rundfunk so etwas wie die Erfinderbörse gemacht, wo die Leute solche Erfindungen einbrachten und ich das mit zusätzlichen wissenschaftlichen Erklärungen ergänzt und mit Experimenten aufgemöbelt habe. Damals hab' ich auch den Physik-Zirkus gemacht, ich kannte quasi alle Experimente.

Drillingsraum: Und Sie haben dann versucht Ihr eigenes Projekt mit der Knoff-Hoff-Show zu starten?

Joachim Bublath: Ja, beim ZDF hatte ich diesen 20:15 Uhr Termin, und da wollte ich einen Appetizer machen. Es war aber sehr schwer, das überhaupt im Haus durchzusetzen. Die haben gesagt, wir sollten das erstmal um 23 oder 24 Uhr ausprobieren. Ich habe dann gemeint: „Das ist nicht das Ziel, entweder ich stehe oder ich falle mit dem Projekt.“ Nur so können Sie eigentlich arbeiten. Das war bei all meinen Projekten so, die ich gemacht habe. Wäre da mal eins schief gegangen, wär' ich einen Kopf kürzer gewesen. Oder der Titel Abenteuer Forschung... als ich zum ZDF kam hieß das noch Aus Forschung und Technik. Das ist so wie die Headline in der Neuen Zürcher, da sieht man den Staub schon rieseln. Es hat zwei Jahre gedauert bis ich dann durchgesetzt habe, dass wir Abenteuer Forschung nehmen, das musste durch fünf Gremien. Sie müssen sich vorstellen, das ZDF hat 4000 Angestellte, es gibt eine Hirarchie, in der Sie sich durchsetzen müssen, das ist also ein ewiger Kampf. Und das ZDF möchte nicht unbedingt einen starken Mann in dieser Hirarchie haben, die wollen sagen: „Das ist

der Moderator, und das ist der Autor, jeder ist sofort austauschbar.“ Aber ich habe das alles selber gemacht, und ich wusste: Knoff-Hoff läuft ohne mich eh nicht, weil keiner weiß, wie das geht. Bei vielen anderen Themen war das genauso, dass eigentlich nur ich das machen konnte. Ich habe ja damals auch solche Quiz-Sachen gemacht.
"Ich bin ja
auch verspielt
letztendlich"
joachim_bublath_knoff_hoff

Drillingsraum: Das war aber alles noch vor den Knoff-Hoff-Sendungen...

Joachim Bublath: Das war vor der Knoff-Hoff-Show, aber das hat alles dazu beigetragen: Der Physik-Zirkus, die Erfinderbörse im HR, diese Quiz-Sendungen... Dort habe ich immer Frauen gegen Männergruppen spielen lassen, es ging um flüssige Kristalle und solche Sachen. Wenn einer auf dem richtigen Weg war, hat er eine weitere Hilfe über einen animierten Erklärfilm bekommen, das war etwas ganz Neues damals. Und wir haben ja die Frauen gewinnen lassen, indem wir ihnen die Antworten gegeben haben. Wir wollten damit zeigen, dass die Mädchen naturwissenschaftlich auch fit sind. (lacht)

Drillingsraum: Im Ernst?

Joachim Bublath: Na sicher, so war das.

Drillingsraum: Wie sahen die Anfänge der Knoff-Hoff-Show aus? Stimmt es, dass die Show anfangs noch live gesendet wurde?

Joachim Bublath: Der Vorläufer von Knoff-Hoff wurde von der Funkausstellung gesendet, und ich weiß jetzt nicht, ob ich es beim HR oder beim ZDF gemacht habe... Von der Funkausstellung haben wir live gesendet, aber ich denke, das war noch die Erfinderbörse, die war live.

Fotoserie: Die legendäre "Knoff-Hoff-Band"
knoff_hoff_band
Der richtige Name dieser Truppe lautet "Veterinary Street Jazz Band", und noch heute spielen sie wöchentlich in einem Münchner Wirtshaus. Mehr Infos dazu in der Fotoserie.
 

Drillingsraum: Jedem noch wohlvertraut, die legendäre Titelmelodie. Die ebenfalls zum Kult avoncierte Knoff-Hoff-Band, offiziell unter dem Namen Veterinary Street Jazz Band bekannt, musste während den Shows ja so einiges mitmachen. Wie haben Sie es denen denn immer schonend beigebracht, dass sie gleich wieder als Versuchskaninchen und Testpiloten herhalten müssen?

Joachim Bublath: Musiker sind schlecht bezahlt, selbst wenn sie gut sind. Die konnten auch immer, Musiker haben ja auch am Tag Zeit. Und dann waren sie gegen ein Zubrot immer bereit, das zu tun. Ich meine, wir hatten ja Statistenhonorare gehabt, und ob wir nun einen anderen nehmen, oder eben die Band, da war es natürlich besser, die Band zu integrieren.

Drillingsraum: Wie sind Sie eigentlich auf die Band gekommen? Mögen Sie Jazz?

Joachim Bublath: Ja. Aber gut, die machen ja so 'nen Biergartenjazz. Wenn ich mein Universum in Concert mache, habe ich Free-Jazz, das ist etwas anderes, das ist improvisierte Musik. Also Ain't she sweet würde halt nicht zum Universum passen, nur dass jetzt kein Missverständnis aufkommt. Ich nenn' das mal New Orleans Jazz, was die spielen. Und das war in Pullach der Rabenwirt, da haben die draußen auf der Terrasse gesessen und zum Biergarten gespielt, die hatten ja so eine herrliche Terrasse, das war alles nicht so gestylt wie heutzutage. Der Wirt wollte da irgendwas machen, und der Reidel, der ist aber glaube ich nicht mehr dabei, der hat dann übers Megaphon so ganz lustige Ansagen gemacht. Mein Problem war ja, ich hab' 45 Minuten gehabt, und wir hatten sehr schnelle Experimente, oft 30, 40 hintereinander. Als Zuschauer wissen Sie: Nach 10 Minuten folgen Sie nicht mehr, ich brauchte also einen Break. Die Musik war eher nebensächlich, auch die Band wurde ja immer von diesen Bildern und so weiter zugedeckt. Aber ich hatte dadurch ein dramaturgisches Konzept, habe das eben alles nochmal wiederholt, um dem Zuschauer eine Art Ruhe zu versprechen, damit er auch bereit ist, nochmal weiter zu gehen. Das war der Trick letztendlich.

Drillingsraum: Es gibt ja auch Bücher zur Knoff-Hoff-Show. Hier liegen übrigens noch zwei zum signieren...

Joachim Bublath: Das sind aber mehr gewesen, es gab noch solche Best Of's. Dieses hier zum Beispiel ist so ein Remake, der Verlag wollte da immer solche Sachen haben.

Drillingsraum: Wieviele Knoff-Hoff Bücher gab's denn dann ursprünglich?

Joachim Bublath: Ich fürchte es gibt 3 oder 4 Originale, und dann gibt's diverse Zusammenlegungen mit einigen neuen Geschichten. Ich glaube 6 oder 7 sind das dann insgesamt.

Drillingsraum: Eine Menge Bücher. Wie wär's mal mit einer DVD-Box?

"Vor Publikum
konnten wir das
natürlich nicht
sprengen"
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Joachim Bublath: Ich habe Knoff-Hoff ja bewusst aufgehört, weil Sie nur ein bestimmtes Reservoir an Experimenten haben. Andere Formate wie Clever! machen ja die gleichen Experimente, nur größer. Wenn wir eine normale Mikrowelle gehabt haben, nehmen die eine mit einem größeren Strahlungsgeber, blasen damit aber letztendlich auch nur diesen Negerkuss auf. Die Inhalte sind immer die Gleichen.

Drillingsraum: Also eine DVD-Box wird es wahrscheinlich nicht geben?

Joachim Bublath: Nicht das ich wüsste, ich mach' da nichts dazu.

Drillingsraum: Hinter dem Knoff-Hoff-Professor steckte Egon Keresztes, einigen ist er auch bekannt unter dem Künstlernamen Graf Horror-Charly...

Joachim Bublath: Der ist ja gestorben, ...der ist vor Jahren gestorben. Da mussten wir noch einen anderen nehmen, den wir dann anders aufbereitet haben. Ich kenne die Namen da wirklich nicht so, muss ich ehrlich sagen. Horror-Charly ist mir vertraut, so haben wir ihn auch immer genannt.

Drillingsraum: Wer war dieser Mensch, und wie kam er zu dem Posten des verrückten Professors mit Hang zur Selbstzerstörung?

Joachim Bublath: Im Grunde genommen suchte ich jemanden für diese Schülerhumorideen, die ich da so hatte. Es ging um Dinge wie: Bekomme ich einen Schlag wenn ich einen Weidezaun bepinkle, oder bekomme ich keinen? All solche Sachen.

Drillingsraum: Haben Sie den aus München gekannt?

Joachim Bublath: Nein, den hat ein Aufnahmeleiter besorgt. Ich hab' einfach eine skurrile Figur gesucht, die alles mitmachte, und auch Zeit hatte. Und der hatte Zeit, weil der glaube ich keinen Job hatte. Ich weiß auch nicht was der beruflich gemacht hat, der muss viele tausend Sachen gemacht haben, auch so Pornosachen. Das wurde auch immer gesagt, und ich meinte dann: „Ok, verkleidet ihn, dass man ihn nicht erkennt, dann ist es mir

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Knoff-Hoff mit Joachim Bublath: Warum sieht eine Handykamera das Infrarotlicht einer Fernbedienung, das menschliche Auge aber nicht?
 

egal was er da macht.“ (lacht) Nein, also die Ideen wurden weitergegeben, ich bin zu den Sets gegangen und hab' mir das angeschaut, aber das hat dann ein Regisseur gemacht. Man hält das ja auch nicht aus: Bis die Bluebox mal eingeleuchtet ist, da geht ein ganzer Tag dabei drauf. Aber ich hatte mit ihm keinen engen menschlichen Kontakt. Seine Welt war mir sicher auch fremd, und die Pornowelt war nicht wirklich meine Welt. (lacht)

Drillingsraum: Machen wir ein bisschen Knoff-Hoff: Das infrarote Licht einer beliebigen Fernbedienung ist für das menschliche Auge unsichtbar. Filmt man jedoch dieses „Lämpchen“ der Fernbedienung mit einer Handykamera, erkennt man auf dem Display ein violettes blinken. Warum sieht das Handy, was ich nicht sehe?

Joachim Bublath: Sie haben da vielleicht so ein Programm drin, darf ich das nochmal ohne Ihre Hand dahinter sehen... (nimmt das Handy selber in die Hand) Das ist wirklich live, ok, das wollte ich erst mal sehen. Ja gut ist klar, Infrarot wird absorbiert und kommt dann als Sekundärstrahlung in Form von sichtbarem Licht wieder raus, sowas wird das wahrscheinlich sein. Das ist ein schönes Experiment, das hätten wir bei Knoff-Hoff sofort genommen. Aber wir hätten 48 davon gebraucht.

Drillingsraum: Da gabs noch keine Handys wahrscheinlich...

Joachim Bublath: Doch schon, aber größere.

Drillingsraum: Erinnern Sie sich an das spektakulärste Experiment in der Knoff-Hoff-Show?

Joachim Bublath: Das war eine Sprengung: Da hatten wir zwei Kupferblöcke, und dazwischen haben wir ein Ahornblatt gelegt. Die Idee war, dass das Ahornblatt durch die Explosionswirkung verdampfte und der Abdruck der Adern in den Kupferblöcken hinterlassen wird. In dieser Sendung ging es um Plastiksprengstoff, wir haben beispielsweise gezeigt, dass der gegen Feuer vollkommen unempfindlich ist. Der explodiert erst, wenn man den richtig elektrisch zündet. Wir hatten damals einen vom Bundeskriminalamt, der da ganz wild drauf war. Vor Publikum konnten wir das natürlich nicht sprengen, deshalb haben wir den Saal geräumt. Schnitttechnisch kann man das dann so machen, als ob das Publikum dabei gewesen wäre. Und das hat dann wirklich gerummst, dass es nur so krachte. Der vom Bundeskriminalamt hat dann auch gesagt: „Mensch, jetzt wollte ich euch was Gutes tun, und nehme viel zu viel Sprengstoff.“ Von den Scheinwerfern, die Jahrzehnte lang nicht gereinigt wurden, rieselte der ganze Staub runter. Nebenan lief in dem Moment Aktenzeichen XY mit dem Zimmermann, der hatte bei seinen Sendungen immer Leibgarden dabei, weil der irgendwelche Drohungen aus der Unterwelt bekommen hatte. Diese kamen angerannt und wollten schon eingreifen, bis wir sie dann aufgeklärt haben. Da gibt es noch viele andere Geschichten: Wir hatten mal eine Loopingstrecke bauen lassen weil wir da etwas mit Reibung und Rotationsenergien zeigen wollten, haben das dann auch mit einer Stuntfrau ausprobiert. Oder die Sache mit dem Motorrad bei großen Knoff-Hoff-Show, da konnte ich nicht mehr bremsen und bin gegen die Studiowand gebrettert.

Drillingsraum: Größte Panne?

Joachim Bublath: Ja gut, wir haben ja immer schneiden können. Obwohl, die große Knoff-Hoff-Show war eine quasi-live Veranstaltung. Dort hatten wir 1000 Studiogäste, die nicht bezahlt waren, das ging wirklich über Eintrittskarten. Eine Panne war die mit diesen Schweinen, das war auch immer so mein Lieblingsexperiment: Wir hatten ein Pheromon, wodurch diese Schweine brünftig wurden. Das heißt, wenn Sie dann von hinten auf so ein Schwein draufgedrückt haben, blieb das stehen. Die Kim Fisher

glaube ich war das, die im Schweinegitter mit diesem Spray rumgearbeitet hat. Ein Schwein hat sie dann erwischt, das auch tatsächlich stehen blieb. Aber die anderen liefen rum wie die Wahnsinnigen, und das vor 1000 Leuten. Das mussten wir abbrechen. Also solche Sachen gab's viele.

"Einer hat mal
einen Herzinfarkt
gekriegt, aber das
hatte nichts mit
uns zu tun"
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Drillingsraum: Es hat aber hoffentlich nie ein Zuschauer das Studio auf einer Trage verlassen müssen...

Joachim Bublath: Ja doch, ich glaub' schon einmal. Einer hat mal einen Herzinfarkt gekriegt, aber das hatte nichts mit uns zu tun. Und ein anderer wurde nachts auf dem Weg zur S-Bahn überfallen, der war auf dem Rückweg und musste in Unterföhring über irgendso ein Feld laufen. Wir hatten da in der Nacht aufgezeichnet, weiß der Teufel, wer da draußen herumgestrolcht ist.

 
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